Soldatinnen und Soldaten beklagen oft ein freundliches Desinteresse und nehme ich genau dieses bei ihnen gegenüber Reservistinnen und Reservisten oft war, dabei sind diese ihre Versicherung.
Für die Reserve sollten Sie Sich interessieren, wenn Sie keiner der Berufs- oder Zeitsoldat sind, die einfach nur finden, dass Sie einen attraktiven Job ohne tieferen Sinn haben. Wenn Sie hingegen bewußt und aus Überzeugung auch dafür dienen, um einen Beitrag zu Deutschlands Sicherheitsvorsorge zu leisten, dann sollten Sie Reserve konsequenterweise immer mitdenken. Vermutlich werden Sie feststellen, dass Sie es oft genug nicht tun.
Sollen Reservisten möglichst wenig Arbeit machen?
Wie schön wäre es denn, wenn Reservistinnen und Reservisten bei Bedarf und am liebsten kurzfristig ohne großen Organisationsaufwand entlasten würden. Kommen und schaffen Arbeit weg, das wäre doch ideal, oder?
Leider nein, ganz und gar nicht. Auch wenn ich den Eindruck teile, dass das in der Bundeswehr zum dominierende Wunsch sowie Anspruch an die Reservistinnen und Reservisten über das letzte Jahrzehnt verkommen zu sein scheint, so ist das vollkommen falsch und geradezu wider dem originären Sinn von Reserve. Ihren Grundbetrieb sollte die aktive Truppe ohne Reservedienst Leistende bewältigen können und wenn das nicht so ist, dann läuft eigentlich schon etwas falsch.
Reservistinnen und Reservisten sind im Wesenkern für den Aufwuchs der Streitkräfte vorgesehen und müssen daher im Grundbetrieb sogar Arbeit verursachen anstatt wenig Arbeit zu machen oder gar zu entlasten, da sie für den Ernstfall ausgebildet werden müssen.
Reservisten sind Vorsorge
Wenn die Bundeswehr an sich die gesellschaftliche Vorsorge vor jeder Sicherheitsbedrohung Deutschlands ist, die sich nicht über Jahrzehnte ankündigt, so ist Reserve der Anteil für personalintensive Bedrohungsszenarien daran.
Jeder und jede die, zum Beispiel, Szenarien der Landes- und Bündnisverteidigung auch nur andenken, merken schnell, dass die Anzahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten nicht realistisch für die Aufträge dann ausreichen. Denn dann müsste man sich selbst und alle Einrichtungen auch 24 Stunden lang, an 7 Tagen über längere Zeiträume sichern, müsste die Stäbe durchhaltefähig mit Schichtbetrieben betreiben und die aktiven Strukturen auf Soll auffüllen, damit man nicht schon geschwächt aus der Kaserne herausfährt. Das alles hätte schon vor dem ersten Schuss zu erfolgen und dann käme erst die Fragen des Personalersatzes von Ausfällen dazu. Selbst die jetztige Pandemie hat deutlich die personellen Grenzen der aktiven Truppe aufgezeigt, so dass jedes Szenario mit höherem Bedarf, wie zum Beispiel hybride Bedrohungen, nur Böses erahnen lassen kann.
Will man in einem solchen Fall an seiner Seite nicht vollkommen unausgebildete Kameradinnen und Kameraden stehen haben, müsste man zusätzliche aktive Kräfte für die Ausbildung neuer Kräfte abziehen. Will man hingegen mit schon qualifizierten Kameradinnen und Kameraden in den Einsatz fahren oder diesen zumindest mit die Ausbildung neuer Kräfte anvertrauen, so muss man solches Personal vorher schon ausgebildet haben.
Jede aktive Soldatin und jeder aktive Soldaten haben es somit jetzt in der Hand, durch das Mitdenken von Reserve und durch gute Ausbildung von Reserve wesentlich auf alle Bedrohungsszenarien vorzubereiten, die über das internationale Krisenmanagement hinausgehen.
Die Ausbildung von Reservistinnen und Reservisten ist eine Investition
Den einfachen Wach- und Sicherungssoldaten kann man in wenigen Monaten ausgebildet haben, aber gerade bei anspruchsvolleren Spezialistenverwendungen sowie militärischen Führern werden es mehrjährige Ausbildungen, wo allein das nötige Ausbildungspersonal und -material irgendwo in der Krise schmerzlich fehlen würden. Daher sollte schon im angemessenen Umfang in die Ausbildung der Reserve investiert werden.
Sicherheit ist nicht umsonst. Das wissen Soldatinnen und Soldaten am besten und daher sollten sich auch verstehen, dass Reserve ihre Versicherung darstellt, dass sie in einem großen Einsatzfall nicht alleine dastehen. Freundliches Desinteresse darf daher nicht für die Reserve gelten.